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Filialkirche St. Johannes Nepomuk

Äußeres

„Komm und sieh“, steht unter der Abbildung des heiligen Johannes Nepomuk, Schutzpatron der Hanseller Kirche, auf der Tafel über dem Haupteingang. Johannes Nepomuk zeigt als Zeichen für das Beichtgeheimnis mit dem Finger auf den Mund. Bekanntlich kostete die Wahrung des Beichtgeheimnisses dem „Brückenheiligen“ durch Sturz in die Moldau das Leben.

1931 hatte der erste Hanseller Pfarrer das oben abgebildete Bronzerelief des Telgter Künstlers Hans Dinnendahl über dem Kircheneingang anbringen lassen. Im selben Jahr erfüllte der Pfarrer zudem mit dem Bau eines Glockenturmes einen langjährigen Wunsch der Hanseller. Der jahrzehntelange Weg zu einer eigenen Pfarrkirche mit Glockenturm war damit abgeschlossen.

Begonnen hatten die intensiven Bemühungen um eine eigene Kirche im Jahre 1762. Landgutbesitzer Jodocus Franciscus Homeier, Kanonikus am Alten Dom des Heiligen Paulus zu Münster, kannte die Nöte der ansässigen Bauern, für die der weite und beschwerliche Weg zur Heiligen Messe in das Hügeldorf Altenberge eine große Belastung war. Er bat daher in einem Schreiben im Juli 1762 das Domkapitel in Münster um Erlaubnis, auf seinem Grund und Boden in der Bauerschaft Hansell eine Kapelle bauen zu dürfen. Aber die Pfarrer der umliegenden Gemeinden Altenberge, Greven und Nordwalde lehnten einen Kapellenbau ab, weil sie dadurch weniger Kirchenbesucher und auch Spendengelder befürchteten. Kanonikus Homeier ließ aber nicht locker und beauftragte einen Notar die Gründe für eine Kapelle aufzuschreiben und dem Generalvikar zu überreichen.

Der erneute Antrag hatte Erfolg. Ein Kapellenbau wurde mit einem Rektorat, aber ohne Turm, erlaubt und mit Hilfe der Bauern entstand bis 1765 ein kleines Gotteshaus. Obwohl die Hanseller jetzt ihre eigene Kapelle hatten, mussten sie weiterhin an zwölf Festtagen im Jahr zur Kontaktpflege die Mutterkirche in Altenberge besuchen. Trotz wiederholter Bemühungen blieb diese Auflage über 100 Jahre bestehen und erst 1890 wurde der beschwerliche Altenberger Kirchbesuch auf Ostern, Pfingsten und das Patronatsfest beschränkt.

Über die Jahrzehnte stieg die Gläubigenzahl und machte eine Erweiterung der Kapelle dringend erforderlich. Der 1899 begonnene Anbau nach Osten wurde eine im neugotischen Stil konzipierte Saalkirche im August 1900 vom Altenberger Pfarrer Hüntemann eingeweiht.

Jetzt fehlte nur noch der Glockenturm. Dieser wurde 1931 vom Altenberger Baumeister Karl Stening als ein mit der Kirche verbundener, neugotischer Glockenturm mit Satteldach errichtet. Nach der Einweihung im Oktober 1931 erschallten die drei Glocken zum ersten Mal über die Hanseller Bauerschaft.

Damit ist aus dem ursprünglichen Kapellenbau aus dem Jahre 1765 durch den östlichen Erweiterungsbau im Jahre 1900 und den Glockenturm aus dem Jahre 1931 über die Jahrzehnte ein „harmonisches Ensemble“ in der Bauerschaftsmitte entstanden, das noch heute von den Hanseller Gläubigen mit Leben erfüllt wird. Neben der regelmäßigen sonntäglichen Eucharistiefeier finden in der Woche Messen für Senioren und die kfd statt. Dazu kommen Taufen, Erstkommunionen, Eheschließungen und Beerdigungen.

Inneres

Beim Eintritt in die Kirche fällt der Blick nach vorne zunächst auf den Taufbrunnen, der seit dem Jahre 2010 mitten in der Kirche steht. Er ist um 1920 aus Sandstein gefertigt worden, steht auf einem achteckigen Fuß und ist rundum verziert: Das PX steht als Zeichen für Jesus Christus, drei Ringe für die Dreifaltigkeit, das A und O für Alpha und Omega und eine Taube für die Taufe.

Vier barocke Holzfiguren schmücken die Seitenwände im vorderen Kirchenteil: links sind Johannes Nepomuk und der Kirchenlehrer Bernhard von Clairvaux, Gründer und Abt des Zisterzienserklosters, zu sehen. An der rechten Seite befindet sich Josef mit dem Jesuskind und Antonius von Padua, ebenfalls mit Jesuskind.

Die Madonnenstatue mit Jesuskind an der Stirnwand ist von einem Prunkrahmen ummantelt, der aus Teilen des ehemaligen neugotischen Beichtgestühls gefertigt wurde. Die Marienstatue wurde vom Künstler Josef Stöver aus Gescher geschnitzt und vom Ehepaar Josef und Maria Hendel 1970 der Hanseller Kirche vermacht.

Über dem Seiteneingang hängt das Gemälde „Beweinung Christi“. Der Münsteraner Künstler W. Lautenbach hat es in Anlehnung an barocke Vorbilder Ende des 19. Jahrhunderts gemalt.

Der Altaraufsatz ist eine Familienstiftung (Dirkmann) und stammt aus dem Jahre 1900. Die Reliefs zeigen die Kindheitsgeschichte Jesu. Auf der linken Seite wird die Geburt Jesu mit den Heiligen drei Königen dargestellt. Die Könige versinnbilden die Völker der Erde. Auf der rechten Seite wird Jesus im Tempel gezeigt.

Zudem sind auf dem rechten Flügel der heilige Sebastian (Pfarrpatron von Nienberge) und dem linken Flügel, der nach Greven zeigt, der heilige Martin (Pfarrpatron von St. Martini in Greven) zu sehen. Ganz oben über dem Kreuz pickt ein Pelikan sich Federn aus und gibt seine letzten Blutstropfen für seine Jungen her, wie Jesus sein Blut für uns vergossen hat.

Die drei Chorfenster sind in Form einer Dreiergruppe angebracht. Die figürlichen Darstellungen in reicher neugotischer Farbgestaltung werden durch dekorative Rahmungen besonders hervorgehoben. Hergestellt wurden die Fenster von der Firma W. Derix aus Goch, die im gleichen Zeitraum zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch Fenster für den Vatikan fertigten. Die Firma durfte sich daher auch „päpstliche Hofglasmalerei“ nennen.

Das mittlere Chorfenster zeigt den segnenden Christus mit dem A und O als Weltenherrscher, das linke Fenster den Pfarrpatron Johannes Nepomuk und das rechte den Altenberger Pfarrpatron Johannes Baptist.

Auf der gegenüberliegende Seite ist eine Betecke mit dem Gedenk und dem Bild „Immerwährende Hilfe“ eingerichtet. Das aussagekräftge Bild mit der Gottesmutter, dem Jesuskind und den Erzengeln Gabriel und Michael hängt seit 1905 in der Kirche und soll von Rektor Hubert Schmale aus Rom mitgebracht worden sein.

Im Rahmen der Renovierung 2009/10 erhielt die Kirche eine neue Orgelbühne aus gespendetem Eichenholz und die Orgel wieder ihren ursprünglichen Platz auf dem Orgelboden. Die bei der Erweiterung der Kirche im Jahre 1900 errichtete Orgelbühne wurde 1977 wegen des Einbaus einer Fußbodenheizung abgerissen. Die neue Orgel mit sechs klingenden Registern stand deshalb bis 2010 rechts in der Kirchenmitte.

Bei dem Kreuzweg an beiden Wänden im hinteren Teil der Kirche handelt es sich um expressionistische Bilder, handkolorierte Unikate auf schwarzem Papier. Gemalt wurden sie 1920 von einem unbekannten Künstler, gestiftet von Colon Lütke Dahlmann und 2011 mit finanzieller Unterstützung einiger Hanseller Familien restauriert.

Unter der Orgelbühne soll eine uralte Beichtbank mit einer violetten Stola daran erinnern, dass die Kirche dem Patron des Bußsakramentes, Johannes Nepomuk, geweiht ist.

Pfarreientwicklung

Bis 1921 war die Bauerschaft Hansell mit der Filialkirche St. Johannes Nepomuk eine Rektoratsgemeinde. 1921 wurde sie mit kleineren Teilen der Nachbarpfarren Nienberge und Greven durch Bischof Johannes Poppenburg offiziell zu einem neuen selbständigen Pfarrbezirk mit einem eigenen Pfarrer erhoben.

Die neue Pfarrgemeinde St. Johannes Nepomuk hatte mit Christoph Döpper (1921 – 1935), Franz Beckhoff (1935 – 1947), Johannes Klumpe (1947 – 1967), Albert Niewerth (1967 – 1975) und Paul Kösters bis 1983 einen eigenen Pfarrer. Danach wurde die Hanseller Pfarrgemeinde zur Seelsorgeeinheit mit St. Johannes Baptist in Altenberge verbunden. Im Jahre 2009 fusionierte die Seelsorgeeinheit zur neuen Pfarrgemeinde St. Johannes.

Die fusionierte Hanseller Kirchengemeinde reicht auch heute noch mit den Gläubigen aus den umliegenden Ortschaften wie Greven, Sprakel (Münster) und Nienberge (Münster) über die kommunalen Grenzen Altenberges hinaus.

Diese Kurzfassung eines Kirchenführers basiert auf einer Ausarbeitung von Gertrud Hinnemann (2013)
Quellenangaben:
Bau der Kapelle mit Rektorat von Antonia Dirkmann (1976)
Zweite erweiterte Auflage (1981)
Bistumsarchiv
Die Kapelle St.Joh. Nepomuk wurde vor 225 Jahren geweiht und weitere WN-Artikel von Karl Stening